Der Gaïa-Preisträger Georges Brodbeck, der berühmteste Guillocheurmeister, zieht mit seinem Wissen und historischen Maschinen in die ehemalige, 1896 gegründete Uhrmacherschule ein. Dank des unabhängigen Uhrmachers Kari Voutilainen bleiben sein Name und seine Aura durch die Weitergabe von Savoir-faire und Werten lebendig.
Als der Moment seines Ruhestands gekommen war, hätte Georges Brodbeck sich von verlockenden Angeboten blenden lassen können. Doch er entschied sich für die Weitergabe seines Vermächtnisses. Seine mythischen Maschinen und seine „Herstellungsgeheimnisse“ sind ins Val de Travers und in diese ehemalige Uhrmacherschule eingezogen, die sich keine bessere Neugestaltung hätte wünschen können. Das Gebäude spricht Bände, es hat die Menschen der Schweizer Uhrmacherei auf seine Weise geprägt.
Exzellenzzentrum im Val de Travers
Am 26. September 2024 wurde aus dem ehrwürdigen Architekturjuwel nun offiziell Brodbeck Guillochage. Die feierliche Eröffnung fand am selben Tag statt. Die neue Direktorin Angélique Singele und der renommierte Uhrmacher Kari Voutilainen, den Georges Brodbeck als Nachfolger bestimmt hat, durchschnitten in Anwesenheit von Gemeindevertretern und dem Staatsrat Frédéric Mairy feierlich das Band.
Eine behutsame Übergabe
«Gleich einem Alchemisten des Metalls verleiht der Guillocheur einer unendlichen Vielfalt raffinierter, eleganter und zeitloser Verzierungen Leben, die durch die Reflexe und das Spiel des Lichts erstrahlen.» |
Georges Brodbeck hat Saignelégier also verlassen. Der berühmteste Guillocheurmeister aus der Welt der exzellenten Uhrmacherkunst, kürzlich in der Kategorie «Artisanat Création» (Kunsthandwerk) mit dem Prix Gaïa ausgezeichnet, dem «Nobelpreis der Uhrenindustrie», den das Internationale Museum für Uhrmacherei in La Chaux-de-Fonds seit 1992 verleiht, übergibt den Staffelstab mit Eleganz.
In der Unternehmenswelt, einschliesslich der KMU, weckt die Frage der Nachfolge Befürchtungen, denn wenn der Kopf eines Unternehmens in den Ruhestand wechselt, könnte Know-how verlorengehen, das nur schwer weiterzugeben ist. Dies gilt insbesondere für Wissen, das auf menschlicher Handfertigkeit, technischer Beherrschung und Erfahrung beruht, aber auch für die faszinierenden Kenntnisse, die bei gewissen Konzernen die Lust auf Exklusivität und vertikale Integration wecken.
Guillochieren von Hand – zeitlose Finesse und Eleganz
Das Guillochieren ist eine anspruchsvolle Kunst, die besonderes Feingefühl, Geschick, hohe Konzentration, Präzision und einen angeborenen Sinn für Ästhetik erfordert. Um jede einzelne seiner Ideen zu verwirklichen, nutzt der Guillocheur traditionelle Maschinen einer anderen Epoche: Geradzugmaschinen für lineare Dekors und gebrochene Linien, Guillochierdrehbänke für kreisförmige und konzentrische Muster sowie äusserst seltene, sogenannte Tapisseriemaschinen.
«Dieses überlieferte Wissen, das bis in das 15. Jahrhundert zurückreicht, fasziniert und inspiriert die Meister von morgen. Zum Kunsthandwerk erhoben prägt es jede Epoche.» |
Der Kunsthandwerker arbeitet mit edlen Materialien wie Gold, Platin, Silber oder Perlmutt. Einer der ersten und entscheidenden Schritte besteht darin, die Maschine minutiös einzustellen, um das Muster zu konfigurieren. Dann führt der Guillocheur mit Geschick, Regelmässigkeit und Geduld den Stichel, wobei er Druck und Geschwindigkeit beherrscht, um komplexe symmetrische Muster zu schaffen, die mit Formen, Abständen und Überschneidungen spielen.
Joël A. Grandjean