Bei den Métiers d’art beginnen, um dann Mikroserien von 250 Stück oder mehr zu fertigen – das ist die Vision dieser resolut unabhängigen Zifferblattmanufaktur. Ein einmaliger Ort, beflügelt von einer Kreativität, die ein Körnchen Wahnsinn nicht verleugnet.
Joël A. Grandjean
Das Adrenalin dieses Unternehmens ist der Hauch von Verrücktheit, der durch das Stockwerk zieht und von dem Kreativbüro les Arts ausgeht, das über dem blitzsauberen Maschinenpark Les Artisanats industriels liegt, der perfekt zur Grösse des Markts passt.
Der Trend: aussergewöhnliche Stücke und kleine dedizierte Serien
Der Markt, in dem Cadramont sich auszeichnet, durchläuft eine rasante Entwicklung, da das Labor, das die Postprotoypenteile herstellt und hierfür lebensgrosse disruptive Tests durchführt, immer mehr den Weg einschlägt, der vom Einzelstück zu den Kleinserien von 250 oder mehr Zifferblättern führt. Die grossen Namen der Luxusuhrmacherei wagen dieses Abenteuer immer öfter. Sie setzen auf Kombinationen und nummerierte Editionen von vorhandenen Modellen oder gar auf die Erweiterung privater Sammlungen oder intimerer Linien. Diese Stilübungen machen aus dem Zifferblatt so gut wie immer den absoluten Trumpf.
Der Zifferblatthersteller befindet sich also in der Lage des Seiltänzers, die sich durch die Vertikalität der Werkzeuge und des Know-hows charakterisiert, denn einerseits gibt es diejenigen, die ihre Produktion ins Ausland verlagern, wenn es um grosse Volumen geht, andererseits entsteht eine neue Gattung von Mikrowerkstätten für die unzähligen neuen unabhängigen Marken. Dazwischen will sich Cadramont auf den Höhen von La Chaux-de-Fonds dem oberen Segment von Marken widmen, die ihre Exzellenz abseits der grossen Stückzahlen mit 100 % Swiss Made zur Geltung bringen und die trotz aller Errungenschaften der Industrialisierung mit Handarbeit und extremer Veredelung das fertige Produkt noch verschönern.
Kreativität als Wachstumshebel
Das Unternehmen ist der Diskretion verpflichtet, deswegen erfahren wir nichts über die Kunden, die hier ein- und ausgehen. Im Kunstatelier tummeln sich die Kreativen, und man sieht sofort, dass CEO Vincent Michel einer der ihren ist. Man spürt hier das Quentchen Wahnsinn, das darin besteht, Ideen konsequent bis zu Ende zu denken, weil man stets fähig sein muss, den Kunden etwas Neues vorzuschlagen. Man implementiert dort Entdeckungen wie die Miniaturisierung der Verdrahtung, bei der man ein Werk mithilfe eines zwischen Nägeln gespannten Drahtes schafft. Die hierfür erforderliche Akribie ist vollkommen neu, sie stützt sich weder auf Praktiken der vergangenen Jahrhunderte noch auf erprobte Verfahren.
Auf der Etage der Handwerker arbeitet eine Miniaturistin, die mit den Geheimnissen der Intarsienkunst und des Grand-Feu-Emails und gar der Kombination der beiden vertraut ist. Auf einem Gebiet, wo die gängigen Motive meist aus der Verkleinerung von Bildwerken der Vergangenheit oder gar aus den Phantasien reicher Sammler entstehen, musste man sie dazu überreden, sich an Street Art zu versuchen. Vom Ergebnis ist sie selber verblüfft! Entstanden sind inspirierende Miniaturbilder, die den Rahmen des Möglichen sprengen. Frische Funken, die in den Uhrenlabels und ihren Kreativbüros Schübe an neuen Schöpfungen auslösen.
Industrielle Kohärenz im Dienste der Kunst Techno
Laurent Ryser, Direktor und Präsident von Cadramont, ist ein Kapitän der Industrie mit gesundem Menschenverstand. In der Manufaktur, die fast dreißig Mitarbeiter beschäftigt, wird jede Lieferung von Maschinen oder Werkzeugen durchdacht und abgewogen. Technologisch auf der Höhe der Zeit, verfügt sie über eine 5-Achsen-CNC, was für einen Uhrmacher eher selten ist. Völlig vertikalisiert, üben wir sogar das Kaltprägen sowie all diese Operationen speziell für die sauberen Zifferblätter. Hier ist alles von einer vorbildlichen Sauberkeit. Ein Wind der Leidenschaft weht immer. Sie wird befeuert durch die Möglichkeit für den Handwerker, sein Zifferblatt bis zur letzten Operation zu fertigen. Der Mensch im Mittelpunkt, eine unerschöpfliche Quelle der Emotionen.