Solarstahl aus dem Jura? Panatere setzt auf Schwergewichte bei null CO2-Emissionen!

Stellen Sie sich vor, Sie erhalten ein ziemlich schweres Paket in Ihrem Briefkasten, wie fast 150 Firmenchefs der Uhrenbranche. Dank der PR-Aktion von Panatere konnte ich zum ersten Mal nachhaltig produzierten Stahl in der Hand halten …

 Joël A. Grandjean

Den Worten Taten folgen zu lassen – das war der eher gut beleumundete Ansatz dieses Mittelständlers, der bereits seit zehn Jahren fest in der Uhren- und Schmuckindustrie sowie ihren verwandten Branchen, insbesondere anderen Mikrotechnologien, verwurzelt ist. Ein Unternehmen, das sich als echter Pionier auf dem Gebiet der nachhaltigen Lösungen etabliert hat. In der Kiste aus regionalem Holz, die bei mir zu Hause eingetroffen ist, liegen drei Stahlmuster. Zum ersten Mal in meinem Leben wiege ich in einer Hand eine zu 100 % recycelte Stahlscheibe und in der anderen ein Stück Solarstahl …

Der ultimative Luxus der Ethik

Wenn man einen halben Tag mit Raphaël Broye verbringt, dem Gründer dieses KMU im Herzen des Watch Valley und damit direkt am Nabel der weltweiten Uhrenindustrie, wird einem klar, dass man sich weitab von trendigen Marketingsprüchen bewegt. Seit einigen Jahren stellt er all seine menschlichen und unternehmerischen Ressourcen in den Dienst einer Realität, die im Begriff ist, die Fiktion einzuholen. Während des Gesprächs lasse ich einige Scheiben des umweltfreundlich gefertigten Stahls durch meine Hände gleiten, eine Empfindung, die durch den organischen Genuss ergänzt wird, Luxusarmbänder zu berühren, die aus Bio-Komponenten, zum Beispiel auf Basis von Trauben- oder Fenchelresten, entstanden sind …

Was wäre, wenn der Stahl für Uhrenindustrie und Medizintechnik endlich aus spezifischen Gussteilen stammen würde und nicht von Stahlherstellern, die mehr darauf bedacht sind, grosse Mengen zu produzieren, als sich auf die Bedürfnisse der Uhrenindustrie einzustellen, die weniger Tonnen verbraucht? Und was wäre, wenn es sich bei diesem Stahl – wir sprechen hier von der Qualität AISI 316L Güte 4441 – um einen recycelten und recycelfähigen Werkstoff handelte? Und was, wenn 200 Tonnen dieses Stahls aus einem Ofen im Umkreis von 50 Kilometern kommen könnten, der noch dazu mit Sonnenenergie betrieben wird? Diese «Wenns» entstammen nicht dem Geist, der Elefanten in Streichholzschachteln stecken will; für Panatere sind sie täglich gelebte Realität und Roadmap zugleich.

Bis 2022 ein Solarofen im Jura

Rom wurde nicht an einem Tag erbaut! Dies gilt auch für den zu 100 % recycelten Uhrenqualitätsstahl, den Panatere heute herstellt, denn er ist das Ergebnis von mehrjähriger Forschung und Einfallsreichtum in Sachen Logistik, die bereits zur Produktion von rund fünfzig Tonnen geführt haben! Dieser Stahl kommt von Herstellern, die sich in einem Umkreis von 250 Kilometern befinden, ein riesiger Sprung im Hinblick auf den CO2-Fussabdruck. Ermöglicht wurde dieser Kraftakt durch die Kooperation von rund vierzig benachbarten Unternehmen, die regelmässig ihre Stahlspäne und Abfälle anliefern. Es brauchte jahrelange Forschung, um herauszufinden, wie man diese Materialien von unerwünschten Stoffen, wie die beim Ölfräsen anfallende Fette, vollständig befreien kann, um sie dann umzuschmelzen. Der Zyklus kann ohne Qualitätsverlust achtmal wiederholt werden.

Liselotte Thring et Raphaël Broye

Soweit der erste Schritt. Doch Raphaël Broye hat nicht vor, hier stehenzubleiben, denn er wird von der Kraft seiner Überzeugung angetrieben. Seine Projektleiterin Liselotte Thuring ist sich des systemischen Aspekts dieses Vorgehens voll bewusst und bekräftigt mit Bezug auf den künftigen industriellen Solarstahl: «PANATERE hat Jahre damit verbracht, die Formel für den Edelstahl AISI 316L der Güte 4441 zu finden, der zu 100 % recycelt ist und am Ende seines Lebenszyklus wiederverwendet werden kann. Wir sind stolz darauf, in enger Verknüpfung mit der Kreislaufwirtschaft einen Beitrag zur lokalen Wirtschaft zu leisten.» Hierbei spielt sie auf die geplante Installation eines ersten Solarofens im Herzen des Schweizer Jura an.

Die Würfel sind gefallen, der Wettlauf gegen die Zeit hat begonnen. Die hinzugezogenen Forschungsinstitute und wissenschaftlichen Experten bestätigen dies: Langfristig zeichnet sich angesichts des Stahlbarrens, den Raphaël Broye mir gezeigt hat, eine umweltfreundliche Versorgung für die Uhrenindustrie und die Medtechbranche ab. Er produzierte den Barren aus seinem zu 100 % recycelten Stahl mit der Unterstützung durch einen anderen Solarofen, der sich in Mont-Louis befindet, der «Stadt des Sonnenkönigs». Eine lokale Produktionsstätte in den östlichen Pyrenäen, die zu einer Hochburg des CNRS, des grössten öffentlichen Forschungsinstituts Frankreichs, geworden ist…

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