Vom Konzept zur Produktion: AB wie Aurélien Bouchet

Die beiden Firmennamen ABConcept und ABProduct verraten nichts von der riesigen Fläche, auf der mehr als 14 Berufe ausgeübt werden: Man erblickt einen beeindruckenden Maschinenpark, und bei einem kleinen Abstecher während des Besuchs steht da plötzlich der grösste 3D-Drucker des Marktes. Eine Begegnung mit Aurélien Bouchet.

 Interview von Joël A. Grandjean

Kurz vor dem Lockdown im März 2020 erwirbt Aurélien Bouchet eine neue Maschine, die den 3D-Druck revolutioniert und demokratisiert, ihn gegenüber der herkömmlichen maschinellen Bearbeitung und dem Kunststoffspritzguss wettbewerbsfähig macht und ihm zudem neue Märkte sowohl in der Uhrmacherei wie auch in anderen Branchen eröffnet. Eine Begegnung mit Aurélien Bouchet, einem dynamischen Unternehmer, vor seiner Teilnahme an der EPHJ, wo er die Früchte seiner 17-jährigen Erfahrung, die er mit seinen beiden Unternehmen gesammelt hat, ausstellen wird.

Eine neue Maschine so kurz vor der Krise zu erwerben, war das vernünftig?

Unsere erste 3D-Druckmaschine stammt aus dem Jahr 2005. Das war eine lange, kostspielige und arbeitsintensive Sache. Danach haben wir in andere Technologien investiert, die leider einem begrenzten Kundenpotenzial vorbehalten sind. Mit dem Kauf der neuen HP MJF (Multi Jet Fusion) verfügen wir über eine 3D-Drucktechnik, die uns eine additive Serienfertigung ermöglicht.

Welcher Werkstoff wird eingesetzt?

PA12, ein REACH/RoHS-zertifiziertes und biokompatibles Material. Seine Widerstandsfähigkeit gegen mechanische Beanspruchung ermöglicht uns die Herstellung von Alltagsgegenständen, zudem ist es beständig bis 130° sowie gegen eine grosse Anzahl chemischer Produkte.

 

Sie wollten den 3D-Druck kurz vor der Krise demokratisieren?

Ja, und die Produktivität hat sich eingestellt! Wir führen ‘Jobs’ von 1’200 Komponenten in 13 Stunden Fertigungszeit aus … Wir haben die Kosten einiger traditionell hergestellter Komponenten durch die Faktoren 3 bis 8 geteilt. Für die Uhrenindustrie produzieren wir Aufsetzvorrichtungen, Armbandeinsätze, Waschkörbe, Schutzvorrichtungen, Schatullen, After-Sales-Werkzeuge, Artikel für Verkaufsstellenwerbung … Dank der Einsparung der Werkzeugkosten wird dies zu einer konkreten Alternative zum Kunststoffspritzen und zur maschinellen Bearbeitung, ausserdem ist die Fertigung 100 % Swiss Made. Darüber hinaus hat uns die HP Multi Jet Fusion zu unserer grossen Überraschung neue Sektoren erschlossen: Orthopädie, Automotive, elektronische Geräte, Lederwaren, Sportwettbewerbe …

Sie behaupten, 14 Berufe der Uhrmacherei zu beherrschen, und das ist noch nicht alles …

Das stimmt, denn all diese Berufe mit ihren Kompetenzen sind für die Erarbeitung unserer «Full Management»-Projekte unerlässlich, aber auch über direkte Dienstleistungen zugänglich.  Und das entspricht einer wachsenden Nachfrage unserer Kunden. Mit ein paar «Bröckchen Material» können wir dank dieser Kompetenzen gewagte Projekte realisieren! Dabei geht es nicht nur darum, diese Berufe zu beherrschen, sondern einen Austausch zwischen ihnen zu ermöglichen und ihre Ausübung zu perfektionieren. So wird beispielsweise der 3D-Druck effizienter, wenn er an eine Veredelungswerkstatt für die Lieferung von Aufsetzvorrichtungen verbunden ist. Desgleichen ist die CNC-Bearbeitung für uns sehr nützlich, um die Präzision unserer additiven Fertigung zu optimieren. Letztlich ist die Nähe, die zwischen all diesen Berufen besteht, ein wesentlicher Vorteil für unser Entwicklungsbüro, dass so zuverlässige Produkte mit optimierter Machbarkeit entwerfen kann.

 

Sie erleben einen Aufschwung, Sie haben Energie, und plötzlich ist die Pandemie da …

Es war in der Tat nicht einfach, aber wir haben unsere Tätigkeit trotz der gesundheitlichen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten weitergeführt. Wir haben standgehalten; das hat unsere Mitarbeitenden, unsere Lieferanten und somit auch unsere Kunden beruhigt. Diese positive Einstellung hat sich ausgezahlt. Wir sind jetzt startklar für 2021!

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