Benoit Dubuis, Inartis Stiftung
«Mit der Challenge Watch Medtech wollen wir vor allem unseren Ausstellern neue Geschäftsmöglichkeiten eröffnen und sie bei ihrer Diversifizierung unterstützen», betont EPHJ-Direktor Alexandre Catton. Um dies zu erreichen, setzt er seit drei Jahren auf die Inartis Stiftung, die ihrerseits ein Betreiber des Health Valley ist. Von dieser Unterstützung haben bereits Dutzende Projekte profitiert, darunter auch die 9 Finalisten der beiden vorangegangenen Challenges.
Wenn wir zwei Punkte herausstellen müssten, die die vorherigen Ausgaben der Challenge resümieren und die uns davon überzeugt haben, diese Unterstützung für eine dritte Ausgabe fortzuführen, die während der EPHJ Fachmesse im September 2021 stattfinden wird, dann ist es die Notwendigkeit einer solchen Plattform und die positiven Auswirkungen für die unterstützten Unternehmen.
Notwendigkeit
Es ist eine Binsenweisheit festzustellen, dass die Welt sich verändert. Um die neuen Chancen zu nutzen, die diese Veränderungen mit sich bringen, braucht es einen resoluten unternehmerischen Geist. Die 18-monatige, durch COVID geprägte Zwangspause hat gezeigt, wie wichtig es ist, verschiedene Märkte zu bedienen. Während die Uhrmacherei – die als nicht lebensnotwendiger Sektor gilt – mit Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, wurde von der Medtech-Branche erwartet, dass sie schnelle und effiziente Lösungen entwickelt: Sie sollte nicht nur den Mangel an medizinischen Geräten ausgleichen, sondern auch neue erfinden und herstellen. Das Know-how war da, die Produktionskapazitäten vorhanden, und viele interessierten sich für dieses Gebiet, aber man wird nicht von heute auf morgen Hersteller für Atemschutzgeräte, um nur ein Beispiel zu nennen. Die Vernetzung zwischen diesen beiden Tätigkeitsbereichen und Märkten war schon vor COVID im Gang, und die Statistiken zeigen, dass immer mehr Uhrenzulieferer ihr Fachwissen nutzen, um sich auf dem Medtech-Sektor zu diversifizieren. So gab bei der Messe 2017 fast ein Drittel der Aussteller an, in der Medtech-Branche tätig zu sein – ein Anteil, der seitdem weiter gestiegen ist. Der Sektor für Medizintechnik ist jedoch so spezifisch und bewegt sich so schnell, dass nur wenige Akteure sich trauen würden, die Zugangshürden alleine zu überwinden. Das war die Motivation für den Start der Challenge Watch Medtech, deren Hauptziel es ist, neue interdisziplinäre Projekte, die auf kollektiver Intelligenz basieren, zu entwickeln, zu unterstützen und zu begleiten: «Wir müssen die Idee konkretisieren», erklärt Alexandre Catton, Direktor der Messe. «Der Wunsch nach Diversifizierung mag bei unseren Ausstellern vorhanden sein, aber was sie am meisten brauchen, sind die Mittel und die Unterstützung, ihn in die Tat umzusetzen. Die Challenge geht auf dieses Bedürfnis ein.»
Positive Coating, Gewinner der Watch Medtech Challenge 2019
Und wie? Durch Projekte zur Neupositionierung von Technologien, Produkten oder Ideen im Bereich der Medizintechnik, mit dem Ziel, die Einführung oder Vermarktung neuer Produkte oder Dienstleistungen zu beschleunigen. Die EPHJ Fachmesse möchte Unternehmen, die an dieser Diversifizierung interessiert sind, die Möglichkeit geben, dies unter optimalen Bedingungen zu tun, indem sie ihnen Zugang zu Spezialisten verschafft, die sie in ihren Bemühungen unterstützen und ihnen finanzielle Hilfe gewähren können. Mit der richtigen Hilfe und Unterstützung haben Unternehmer Zugang zu den Lösungen, über die sie neue Märkte erobern und ihr Dienstleistungsangebot wie auch ihre Produktpalette erweitern können.
Obwohl die Ausgabe 2021 der Challenge noch nicht offiziell begonnen hat, gehen die Anfragen schon jetzt in grosser Zahl ein. Der Grund dafür sind die Turbulenzen, in die die Schweizer Biomedizinbranche seit dem Inkrafttreten der neuen EU-Medizinprodukteverordnung (MDR Medical Devices Regulation) am 26. Mai geraten ist. Dies hat Konsequenzen für die Schweizer Medizintechnik:
- Exporte: Schweizer Hersteller müssen die Anforderungen eines Drittstaates erfüllen, um MDR-Produkte in die EU ausführen zu dürfen.
- Importe: Schweizer Importeure müssen die Anforderungen der voraussichtlichen MepV erfüllen, um MDR-Produkte in die Schweiz einführen zu dürfen.
Ende März 2021 gab die Europäische Kommission bekannt, dass die Übergangsfrist (Gnadenfrist) bis 2024 unter bestimmten Bedingungen auch für Eigenmarkenprodukte von Schweizer Herstellern gelten wird. Die Verhandlungen zwischen der Schweiz und der EU über eine Übergangslösung für Eigenmarkenprodukte sind jedoch noch im Gange und haben bislang zu keiner Einigung geführt.
Obwohl diese regulatorischen Fragen nicht Teil der Idee waren, die Taufpate für die Challenge stand, deren Hauptaugenmerk den Innovations- und Qualifizierungsaspekten von Produkten galt, können wir dieses besorgniserregende Umfeld nicht ignorieren, da es die Diversifizierung hin zur Medizintechnik in Frage stellen könnte. Sollte sich dieser Sektor durch internationale Abkommen verkomplizieren, wird das den Warenverkehr einschränken. Darum werden wir diese Fragen natürlich aufmerksam verfolgen.
Ergebnis
Die Auswirkungen der Challenge übertrafen unsere ursprüngliche Vision bei weitem. Hatten wir anfänglich geplant, uns auf die Beratung zu konzentrieren, so stellte sich bald das Netzwerken als interessant heraus. In der Tat, was könnte einen besseren Anreiz für eine Diversifizierung darstellen, als die Aussicht, eine erste Anwendung zu konzipieren, um damit auf dem Markt Präsenz zu zeigen? Nachdem wir mit hunderten von Ausstellern das Gespräch gesucht hatten, konnten wir echte Beziehungen zwischen Lieferanten und Kunden herstellen. Und diese ersten Kontakte ermöglichten den Aufbau von Partnerschaften für Belieferungen und gemeinsame Entwicklung. So hat beispielsweise das auf Hochleistungsbeschichtungen spezialisierte Unternehmen Coat-X SA inzwischen eine wichtige Vereinbarung mit dem Wyss Center in Genf über die Entwicklung von Feinstbeschichtungen für den Einsatz in aktiven medizinischen Implantaten unterzeichnet.
Nutzen Sie die Vorteile dieses einzigartigen Portals
Die nächste Ausgabe der Challenge wird während der EPHJ Messe 2021 (14. – 17. September 2021 Palexpo Genf) stattfinden, aber Sie können sich schon jetzt bewerben, indem Sie Ihre Ideen über die Webplattform einreichen: