Der Swiss Electronics Cluster (SEC): Eine Schweizer Antwort auf die Unklarheit der internationalen Normen für die Sicherheit von Elektronik, insbesondere bei medizinischen Geräten, aber auch Maschinen
Zu den Fakten, die zur Gründung des SEC geführt haben, gehört eine einfache Erkenntnis: Die internationalen Normen ISO und IEC, die die Qualität und Sicherheit elektronischer Schaltkreise für unzählige Anwendungen garantieren sollen, reichen nicht aus. Es ist daher notwendig, andere Standards zu schaffen, insbesondere für Branchen, in denen Menschenleben auf dem Spiel stehen (Luft- und Raumfahrt, medizinische Geräte etc.), oder um den Käufern einfach die Zuverlässigkeit der gekauften Produkte garantieren zu können, z. B. in der Maschinenindustrie.
Die betreffenden Normen, ISO 13485 und die Europäische Verordnung (EU) 2017/745, verlangen eine sichere Herstellung sowie die Fähigkeit, die «gute Schulung» des Personals zu bescheinigen. Aber wie eine «sichere» Herstellung definieren, wenn nur Zerstörungsprüfungen eine gute Fertigung garantieren können? Wie kann man die korrekte Schulung des Personals bescheinigen, wenn in der Schweiz keine Ausbildung als Referenz anerkannt wird?
Hier liegt das Ziel der Gründung des SEC, der Unternehmen aus der Elektronik- und Medtech-Branche in der Schweiz vereint, insbesondere: CapQua Sàrl (einziges Schweizer Unternehmen mit IPC Training Center Akkreditierung), die FSRM (Schweizerische Stiftung für die Forschung in Mikrotechnik) und das Groupement électronique de Suisse Occidentale, GESO, eine Westschweizer Vereinigung, deren zentrales Thema die Elektronik ist. Der SEC baut rund um die IPC-Standards einen Tugendkreis von Kompetenzen und Zertifizierungen auf. Er wird vom Kanton Neuenburg tatkräftig unterstützt.
Der IPC ist ein internationaler Verband von über 3000 Unternehmen, darunter Cisco, Huawei, INTEL, die NASA usw., der über 300 internationale Standards veröffentlicht, die die Prozesse vom Design bis zur Reparatur von elektronischen Leiterplatten regeln. Innerhalb der Mitgliedsunternehmen sind IPC-Spezialisten für die Qualitätskontrollen und die Effizienz der Produktion zuständig und müssen ihre Zertifizierung alle zwei Jahre erneuern. Bis April 2020 gab es in der Schweiz kein IPC-Schulungszentrum. CapQua hat die Lücke geschlossen, so dass die Schweiz Arbeitsplätze erhalten kann, die diese hohe Qualifikation in der Elektronik erfordern.
Eines der Ziele der IPC-Normen ist es, eine gute Qualitätssicherung zu gewährleisten und dabei Überqualität zu vermeiden. Die Qualitätssicherung wirkt sich direkt auf die Kosten aus, indem sie die Verluste (Ausschuss und Zeit) begrenzt, aber vor allem unnötige Nacharbeiten vermeidet, die die langfristige Zuverlässigkeit der elektronischen Baugruppen verschlechtern.
Darüber hinaus stellen IPC-Zertifizierungen sicher, dass die Personen, die am Design- und Herstellungsprozess von elektronischen Baugruppen beteiligt sind, über das Wissen und Können verfügen, um diese gute Qualitätssicherung zu gewährleisten.
Und das wirkt sich direkt auf die Endkunden aus: weniger Pannen, also weniger Maschinenstillstand, und letztendlich weniger Verluste an Produktionszeit, also auch Geld. In diesem Tugendkreis gehören alle Beteiligten zu den Gewinnern.
Der SEC wird 2024 den ersten IPC-Wettbewerb im Handlöten der Schweiz veranstalten. Am Ende dieses Wettbewerbs werden die Besten in das internationale Finale einziehen. Eine tolle Gelegenheit, die IPC-Spezialisten, die so hart arbeiten, um ihre Zertifizierung zu behalten, und die sie beschäftigenden Unternehmen ins rechte Licht zu rücken.
Lucie Layat